„Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Schritte tun, dann werden sie das Gesicht der Welt verändern.“

Lokalgruppe Bodensee organisiert Vortrag zur nachhaltigen Landwirtschaft

Die Global Marshall Plan Lokalgruppe Bodensee organisierte einen Diskussionsabend zum Thema Landwirtschaft. Der Impulsvortrag „Welche Landwirtschaft wollen wir? Wie können wir globalen Herausforderungen der Welternährung lokal begegnen?“ wurde von Dipl.agr.ing. Bernhard Nägele vom Bildungshaus Kloster St. Ulrich bei Freiburg gehalten. Die Veranstaltung wurde gemeinsam mit dem Arbeitskreis Gesundheit der Lokalen Agenda in Allensbach organisiert.

Vor rund 50 Besuchern stellte der Referent zunächst dar, wie unsere Landwirtschaft historisch immer mehr in die internationale Lebensmittelindustrie eingebunden wurde und wie wenige Erwerbstätige noch direkt in der eigentlichen Landwirtschaft tätig sind.  Die Anwesenden waren auch erstaunt, dass nur 8 % der Fläche in Baden-Württemberg ökologisch bewirtschaftet werden und die Nachfrage nach Biokost v.a. bei Obst und Gemüse nur durch Importe befriedigt werden kann, während viele konventionelle Fleischprodukte in den Export gehen. Erschüttert waren die Besucher auch durch die Information, dass von einem Euro, den Verbraucher für Nahrungsmittel ausgeben, die Landwirte heute nur noch 24 Cent erhalten.

Der Referent erläuterte, wie die Herausforderungen der Zukunft wie

  • die Bekämpfung von Hunger,
  • Verfügbarkeit von Land und Rohstoffen und
  • der Klimawandel

bewältigt werden können durch

  • Verzicht auf kurzfristige Gewinnmaximierung
  • vielfältige, kleinstrukturierte Kulturlandschaften,
  • standortangepasste Landwirtschaft,
  • Weiterentwicklung traditioneller Anbaukulturen in aller Welt,
  • überschaubaren Größenordnungen,
  • mit personengebundener Verantwortung,
  • fairen Handelsbedingungen,
  • Generationenverpflichtung
  • sorgsamem Umgang mit Boden, Tieren und Mitarbeitern.

 

Der Referent forderte den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit (Humus, Fruchtfolge), geschlossene Nährstoffkreisläufe, artgerechte und flächengebundene Nutztierhaltung und demokratisch legitimierte und am Gemeinwohl orientierten Zugang zu den Produktionsgrundlagen wie Boden, Wasser, Saatgut, Kredite, Bildung und zu Ergebnissen unabhängiger Forschung.

Bernhard Nägeles Plädoyer für offene Märkte und faire Preise entspricht dem des www.globalmarshallplan.org für eine globale ökosoziale Marktwirtschaft.

Für uns Verbraucher bedeutet dies, beim Einkauf möglichst regional und saisongerecht, ökologisch und fair angebaute Produkte zu bevorzugen.

Der Vortrag schloss nach einer zwischen Resignation und Hoffnung schwankenden Diskussion mit dem Motto:

„Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Schritte tun, dann werden sie das Gesicht der Welt verändern.“