Große Vermögen, hohe Schulden, instabile Finanzmärkte. Was tun?

Große Vermögen, hohe Schulden, instabile Finanzmärkte. Was können wir dagegen tun? Wir brauchen eine Finanzwende.

Vortrag mit Gerhard Schick am 14.10.19 um 19 Uhr im Hospitalhof in Stuttgart

Etwa 140 Interessierte besuchten am 14.10.19 die Veranstaltung der Global Marshall Plan Lokalgruppe Stuttgart zum Thema Finanzwende im Hospitalhof in Stuttgart. Als Kooperationspartner fungierten der Hospitalhof, die GLS-Bank, der Oikocredit Förderkreis Baden-Württemberg, die Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg sowie der Weltladen Gablenberg.

Nach den einführenden Worten von Herrn Dr. Ahlrichs vom Hospitalhof begrüßte Andrea Zeller die Gäste im Namen der Lokalgruppe und stellte dabei kurz die Initiative sowie die Gruppe vor. Es folgten kurze Grußworte seitens der Kooperationspartner (Corinna Groß von Oikocredit, Rainer Leweling von der Heinrich Böll Stiftung Baden-Württemberg), bevor Frau Zeller den Referenten, Herrn Gerhard Schick kurz vorstellte und das Wort an ihn übergab.

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Gerhard Schick, ehemals finanzpolitischer Experte der GRÜNEN im Deutschen Bundestag hatte im Dezember 2018 sein Bundestagsmandat aufgegeben um sich seinem neu gegründeten Verein Finanzwende e.V. zu widmen. Er eröffnete seinen Vortrag mit einem Rückblick auf die Finanz- und Wirtschaftskrise und demonstrierte anhand verschiedener Beispiele, dass sich das Geschäftsgebaren der Banken seit dem Ausbruch der Krise im Herbst 2008 nicht wesentlich geändert hat. Zudem sind wichtige politische Vorhaben zur Vermeidung künftiger Krisen wie etwa eine signifikante Anhebung der Eigenkapitalquote von Banken oder eine strikte Trennung des Investmentbanking vom restlichen Bankgeschäft entschärft worden. Bei den Rating-Agenturen besteht das Grundproblem der Bezahlung durch die zu bewertenden Unternehmen bis heute weiter. Provisionen fördern noch immer den Verkauf der Produkte mit den höchsten Provisionen anstatt der besten Produkte für den Kunden und auch bei den Geldmarktfonds und den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften wurden größere rechtliche Veränderungen erfolgreich abgewehrt. Positiv ist lediglich zu vermerken, dass zwischenzeitlich eine europäische Bankenaufsicht geschaffen wurde.

Eine zentrale Fehlentwicklung der letzten Jahre stellt in den Augen von Hr. Schick zudem die Tatsache dar, dass Schuldtitel schneller gewachsen sind als die reale Wirtschaft. Die Angst vor dem nächsten Crash hat die Suche nach sicheren Anlagemöglichkeiten und damit einen Run auf die Immobilien zur Folge. Dabei geht es in Zeiten von Null- und Negativzinsen nicht mehr vordergründig um Geldvermehrung, sondern um die Sicherung des Bestehenden.

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Aus all diesen Entwicklungen folgerte Herr Schick, dass es noch immer nicht gelungen sei, das Finanzwesen wieder in den Dienst der Gesellschaft zu stellen. Und da es bislang in Deutschland keine Organisation gibt, die sich mit Finanzmarktfragen auseinandersetzt und damit ein Gegengewicht zur Bankenlobby bildet, wurde von ihm der Verein Finanzwende e.V. gegründet. Dessen Idee ist es, das Finanzsystem mit Hilfe der Zivilgesellschaft zu stabilisieren. Hierzu soll u.a. eine unabhängige Expertise aufgebaut werden, die sich substanziell mit den Standpunkten der Finanzlobby auseinandersetzen kann.

Nach seinem interessanten und kurzweiligen Vortrag stellte sich Gerhard Schick eine Stunde den zahlreichen Fragen des Publikums. Für das leibliche Wohl sorgte im Anschluss der Verkauf einer Auswahl an Waren des Weltladens Gablenberg durch Mitglieder der Lokalgruppe.

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Ein Bericht der Global Marshall Plan Lokalgruppe Stuttgart