Vor 75 Jahren, am 24. Oktober 1945 trat die Charta der Vereinten Nationen in Kraft. Noch während des zweiten Weltkriegs entwickelten der britische Premierminister Churchill und der amerikanische Präsident Roosevelt die Idee des 1920 gegründeten Völkerbundes weiter. Mit der Unterschrift der 51 Gründungsmitglieder nahm die UNO ihre Arbeit auf.
Gemeinsam für Frieden und Sicherheit
Zentraler Gedanke bei der Gründung war es, den internationalen Frieden und die Sicherheit herzustellen und zu erhalten. Armut zu bekämpfen und die Menschenrechte zu schützen war und ist weiterhin eine zentrale Anstrengung der Organisation. Heute wie damals sind die Vereinten Nationen zur Stelle, wenn nach einer Natur- oder menschlichen Katastrophe humanitäre Hilfe geleistet und koordiniert werden muss. Besondere Anerkennung wurde in diesem Jahr dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen zuteil - die humanitären Bemühungen der UN im Kampf gegen den Hunger wurden mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Die ursprünglichen Gründungsziele weiterhin fokussiert im Blick erweiterte die UNO in den vergangenen 75 Jahren ihr Themenfeld und nimmt sich den globalen Herausforderungen an. Nachhaltige Entwicklung, die Wohlstand und wirtschaftliche Möglichkeiten, soziales Wohlbefinden und Umweltschutz fördert, steht dabei im Fokus der Arbeit.
Die Umwelt und Entwicklung im Blick
Die Umwelt rückte erstmals auf der „Konferenz der Vereinten Nationen über die Umwelt der Menschen“ ins Blickfeld. 1972 wurde hier das UN-Umweltprogramm UNEP gegründet. UNEP koordiniert die globalen Umweltaktivitäten, erstellt umfassende Berichte zum weltweiten Status der Umwelt, entwickelt politische und rechtliche Instrumente für den internationalen Umweltschutz und bietet Beratungsleistungen für Mitgliedsländer.
Ein markanter Meilenstein für die Ausrichtung der Vereinten Nationen war die UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992, auf der umwelt- und entwicklungspolitische Fragen des 21. Jahrhunderts in der Staatengemeinschaft diskutiert wurden. Das Konzept der nachhaltigen Entwicklung wurde auf der Konferenz als internationales Leitbild anerkannt und unterzeichnet. Als zentrales Ergebnis ging aus der Konferenz die Agenda 21 hervor. Das Aktionsprogramm forderte eine neue Entwicklungs- und Umweltpartnerschaft zwischen Industrie- und Entwicklungsländern und umfasste bedeutsame entwicklungspolitische Ziele wie ein nachhaltiges Management der Ressourcen Wasser, Boden und Wald sowie wichtige Umweltziele wie die Reduzierung des Treibhauseffekts und das Übereinkommen über die biologische Vielfalt.
Von 2000 bis 2015 stand die Arbeit der Vereinten Nationen im Zeichen der acht Millenniumsentwicklungsziele. Der klare Fokus lag hierbei auf der Bekämpfung von Armut und Hunger und der Förderung von Bildung und Gesundheit. Trotz einiger Kritik wurden in diesen Bereichen viele Fortschritte erreicht. Wenngleich mit regional unterschiedlichem Erfolg hat sich so beispielsweise die Zahl der in extremer Armut lebenden Menschen halbiert.
Ambitionierte Ziele für eine nachhaltige Zukunft
Doch der Fortschritt hat seinen Preis. Ökologische Folgen für die Umwelt wurden in den Millenniumszielen nicht berücksichtigt. Auf dem „Erdgipfel“ der Vereinten Nationen 2013 wurden deshalb 17 Nachhaltigkeitsziele ausgearbeitet, die nach 2015 die Arbeit der Vereinten Nationen leiten sollten. In ihnen wird eine wirtschaftlich, sozial und ökologisch nachhaltige Entwicklung vereint.
Die Sustainable Development Goals zeigen, dass die UNO sich bis heute zu einer Organisation entwickelt hat, die weit mehr als die Vermeidung von Konflikten verfolgt. In der heutigen globalisierten Welt kommt ihr eine bedeutsame Rolle in der multilateralen Bewältigung von weltumspannenden Herausforderungen wie der Klimakrise zuteil.
Festgefahrene Strukturen und Machtverhältnisse lähmen die Arbeit
Dennoch stößt die UNO heute wie früher häufig an ihre strukturellen Grenzen. Im mächtigsten Gremium der Vereinten Nationen, dem Sicherheitsrat, sitzen seit seiner Gründung 1945 die fünf Großmächte USA, Frankreich, Großbritannien, Russland und China, wobei jedem einzelnen ständigen Mitglied ein Vetorecht zusteht. Gegenseitiges Blockieren aufgrund bilateraler Spannungen steht deshalb häufiger auf der Tagesordnung als gemeinsam im Sinne der Staatengemeinschaft wichtige Entscheidungen für die Zukunft des Planeten und der Menschheit zu treffen.
Die heutige Machtverteilung auf der Welt spiegelt sich in der Struktur der Vereinten Nationen nur unzureichend, unterrepräsentierte Länder wie Indien fühlen sich vernachlässigt und die UNO verliert an Bedeutung. Überfällige und schon häufig angestoßene Reformen verlieren sich wie viele dringliche Themen in länderinternen und zwischenstaatlichen Konflikten und Bürokratien.
Zusammen in eine nachhaltige Zukunft
Anlässlich ihres 75-jährigen Bestehens hat die UNO im Rahmen einer Umfrage ein großes, globales Gespräch initiiert, um gemeinsam über die Zukunft der Menschheit und des Planeten zu diskutieren und die Vereinten Nationen voran zu bringen. Im Angesicht globaler Herausforderungen sind 87 % der Befragten der Meinung, dass die globale Zusammenarbeit für die Bewältigung dieser von entscheidender Bedeutung ist und sie in Zeiten der Corona-Pandemie noch dringlicher gemacht hat.
„Alles, was wir in und nach dieser Krise tun, muss darauf ausgerichtet sein, eine gerechtere, inklusivere und nachhaltigere Wirtschaft und Gesellschaft anzustreben, die Pandemien, dem Klimawandel und den vielen anderen globalen Herausforderungen besser trotzt.“
Antonio Guterres
Gefeiert werden kann das Jubiläum der UNO in diesem Jahr nicht gemeinsam mit einem großen Festakt, das Virus, das keine Grenzen kennt, zeigt allerdings, das zukünftige Herausforderungen der Weltgemeinschaft nur zusammen angegangen werden können, um in eine nachhaltige und gerechte Zukunft blicken zu können.
Katharina Buse