Um die Wende in der Agrarpolitik ging es beim Augusttreffen des Netzwerks ÖkoSoziale Entwicklung, der Lokalgruppe Düsseldorf. Gerhard Roth, Mitglied des Nicaragua-Vereins Düsseldorf, stellte dar, wie Bauern weltweit zu Anhängseln von Großkonzernen degradiert werden und industrielle Agrarproduktion zum Verlust der Biodiversität beiträgt.
Roth zeigte Alternativen auf und verwies auf ein Projekt in dem sich Kleinbauern zusammengeschlossen haben. Proteste sollten unterstützt werden, um bei der geplanten Reform der EU der Agrarsubventionen einen Richtungswechsel herbeizuführen.
Industrielle Agrarproduktion hat mit natürlicher Ressourcennutzung nur noch entfernt zu tun. Eingekeilt zwischen Multinationalen Saatgutkonzernen, industrieller Weiterverarbeitung und mit Dumpingpreisen werbenden Lebensmitteldiscountern vollzieht sich ein gnadenloser Kampf auf dem Rücken der Landwirte.
Den Gewinn streichen andere ein. Drei Viertel des 27 Milliarden US-Dollar schweren Marktes für Saatgut teilen nur zehn Konzerne unter sich auf. Pharma- und Chemiegiganten geben den Ton an. Angeboten wird nur gewinnträchtiges. 75 Prozent aller Sorten sind in den letzten 100 Jahren verschwunden. Ganze 12 Pflanzenarten bilden den Grundstock unserer heutigen Ernährung. In den USA existieren 2.500 Sorten Birnen, doch 96 Prozent des Umsatzes entfallen auf nur zwei Sorten. Weltweit existieren 4.000 Kartoffelsorten. Nur ein Bruchteil davon wird auf dem Markt angeboten. Der Düngemittelmarkt befindet sich zu 55 Prozent in den Händen der Multis. Bei Pestiziden sind es satte 90 Prozent. Eine äußerst lukrative Einnahmequelle.
Der lange Weg zum Verbraucher tragen mit Schuld daran, dass nur die wenigsten Erträge bei den über 1 Milliarde zählenden Bäuerinnen und Bauern und ihren 450 Millionen Höfen landen. Dies ist mitunter ein Grund weshalb der „Good Food March“ mit Teilnehmern aus ganz Europa Anfang September nach Brüssel aufbricht. Am 19. September wird dort für regionale Landwirtschaft und eine Wende in der Agrarpolitk demonstriert. Dort diskutiert die EU gerade eine Neuausrichtung der Subventionspolitik, die erste zaghafte Ansätze für eine Ökologisierung der Landwirtschaft und eine Konzentration auf kleinere Betriebe enthält.
Dass Landwirtschaft und die Gemüsetheke beim Aldi etwas miteinander zu tun haben, ist gerade in der Großstadt vielen kaum noch bewusst. Kinder verwechseln die Schale einer Gurke mit einer Plastikverpackung. Milch kommt aus dem Supermarkt. „Urban Gardening – städtisches Gärtnern könnte ein Weg sein“, diskutierten die Teilnehmer des Abends über Möglichkeiten dieses Modell auch Düsseldorf zu realisieren.